Wir, die Gruppe Gießen, sind ca. 15 Personen, Studierende, Berufstätige und Rentner*innen, und freuen uns aber jederzeit über weitere Verstärkung. Wer sich vorstellen kann, bei uns mitzumachen – einfach zu einem unserer Gruppenabende kommen, oder Kontakt per E-Mail ai1060kontakt@amnesty-giessen.de aufnehmen. Siehe auch Kontakt und Mitmachen.
Neben der „normalen“ Gruppe gibt es eine Schülergruppe an der Clemens Brentano Europaschule in Lollar, die von einem Mitglied der regulären Gruppe betreut wird. Die Schüler*innen setzen eigene Ideen für Aktionen in der Schule, aber auch in der Öffentlichkeit, um.
Was wir machen
Die Gruppe Gießen (1060) wurde bereits 1968 von engagierten Menschen gegründet, die sich für die Verwirklichung der Menschenrechte einsetzen wollten. In den Anfangsjahren betraf die Arbeit der Gruppe in erster Linie den Einsatz für individuelle gewaltlose politische Gefrangene. Im Laufe der Jahre hat die Gruppe zahlreiche Gefangene in unterschiedlichen Ländern betreut. Nach und nach kamen dann Kampagnen gegen die Folter und die Todesstrafe dazu. Heute setzen wir uns für die Verwirklichung aller Menschenrechte ein. Dafür setzen wir uns weiter für individuelle Gefangene und Verfolgte ein und beteiligen uns an weltweiten und lokalen Kampagnen und Aktionen.
Aktuelle Themen der Gruppe:
Neben der Teilnahme an überregionalen und internationalen Kampagnen und Aktionen arbeiten wir aktuell zu folgenden Schwerpunkten:
Türkei
Die Türkei ist ein thematischer Schwerpunkt unserer Gruppe. Die Lage für Menschenrechtsverteidiger ist dort schwierig. In Aktionen setzen wir uns immer wieder ein, um Freilassung von politischen, gewaltlosen Gefangenen und die Beendigung von Repressalien zu erlangen oder schlicht Solidarität zu zeigen.
Vergangene Aktionen:
Betreuung/Adoption des gewaltlosen politischen Gefangenen und kurdischen Journalisten Nedim Türfent, inhaftiert im Mai 2016, verurteilt wegen “Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation” zu mehr als 8 Jahren Haft, entlassen aus dem Gefängnis im November 2022.
Ausstellung zur Menschenrechtslage in der Türkei und Konzertlesung mit Nedim Türfent – s. Aktionen
Aktuelle Arbeit / Aktionen:
Arbeit für den Schutz bedrohter Menschenrechtler*innen, z.B. Eren Keskin sowie für die “Samstagsmütter”. (https://www.amnesty.de/mitmachen/petition/tuekei-juristische-schikanen-gegen-eren-keskin-beenden-2019-01-18)
Aktionen zur Freilassung der 5 Gefangenen, die im sogenannten “Gezi-Gerichtsverfahren” (25.4.2022) verurteilt wurden: C.Atalay, C. Mater, M. Özerden und T. Kahraman jeweils zu 18 Monaten Haft, Osman Kavala zu erschwerter lebenslanger Haft – ohne Beweise für begangene Straftaten. Kontakt zu den Gefangenen über Solidaritätsbriefe.
Klimawandel und Energiewende
Der Klimawandel ist nicht nur die größte Umweltkatastrophe unserer Zeit, sondern auch eine noch nie dagewesene Menschenrechtskrise. Er bedroht eine ganze Reihe von Menschenrechten, darunter das Recht auf Wasser, auf Gesundheit und auf Leben selbst.
Daher beteiligen wir uns an Aktionen zum notwendigen und gerechten Umbau der Gesellschaft zu klimafreundlichem Verhalten.
Menschenrechtsbildung
Damit wir uns für unsere Rechte einsetzen und sie verteidigen können, braucht es zuerst Wissen über die eigenen Rechte. Gleichzeitig soll es nicht beim Wissenserwerb bleiben, sondern wollen wir die Entwicklung von Fähigkeiten fördern, die wir brauchen, um uns aktiv gegen Unrecht zu wehren und uns für die Realisierung aller Rechte für jede*n stark zu machen.
Einladungen, in Schulen und anderen Einrichtungen über die Menschenrechtsarbeit von Amnesty International zu berichten, werden gern und häufig angenommen. Gerne begleiten wir Euch beim Briefmarathon oder einer Unterrichtsstunde zu einem bestimmten Thema.
Für diese Bereiche haben wir Arbeitsgruppen gebildet, die sich über Verstärkung und Unterstützung freuen. Auch ist die Bearbeitung weiterer Schwerpunkte denkbar, wenn genug Interessierte dafür sich zusammenfinden. siehe unter Mitmachen.
Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit
Ein weiteres Standbein der Gruppe ist die Öffentlichkeitsarbeit. Während des ganzen Jahres finden zu verschiedenen Anlässen Informationsstände in der Stadt, Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen, Filmvorführungen sowie Konzerte und Lesungen statt, die der Gießener Bevölkerung Menschenrechtsthemen nahe bringen sollen.
Wer ist Amnesty International?
Am Anfang von Amnesty International steht ein Trinkspruch: Zwei portugiesische Studenten stoßen in einem Café in Lissabon auf die Freiheit an. Doch in den Sechzigerjahren herrscht in Portugal eine Diktatur, die keine Kritik duldet – die Erwähnung des Wortes „Freiheit“ ist verboten. Die zwei Studenten werden festgenommen und später zu sieben Jahren Haft verurteilt.
1.500 Kilometer entfernt fährt der 39-jährige Anwalt Peter Benenson im November 1960 mit der Londoner U-Bahn in seine Kanzlei, als er in der Zeitung eine Meldung über das Urteil gegen die beiden Portugiesen liest. Es ist nicht das erste Mal, dass er erfährt, dass Menschen wegen ihrer Gesinnung verfolgt und eingesperrt werden. Doch die Meldung aus Lissabon geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Benenson will nicht mehr länger über solches Unrecht lesen, er will etwas tun. Er weiß nur noch nicht, wie. Aufgewühlt läuft er durch die Straßen Londons. In der Kirche St. Martin in the Fields kommt ihm der Gedanke:
“Wenn eine einzelne Person protestiert, bewirkt das nur wenig, aber wenn es viele Leute gleichzeitig tun würden, könnte es einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.”
Am 28. Mai 1961 veröffentlicht er in der Zeitung „The Observer“ den Artikel „The Forgotten Prisoners“, der mit den Worten beginnt: „Schlagen Sie Ihre Zeitung an irgendeinem beliebigen Tag auf, und Sie werden eine Meldung aus irgendeinem Teil der Welt lesen: Ein Mensch ist eingekerkert, gefoltert, hingerichtet worden, weil seine Ansichten oder religiösen Überzeugungen nicht mit denen der Regierung übereinstimmen.“ Benenson fordert die Leserinnen und Leser auf, mit Appellschreiben öffentlichen Druck auf die Regierungen zu machen und von ihnen die Freilassung politischer Gefangener zu fordern. Dieser “Appeal for Amnesty” ist der Beginn von Amnesty International.
Die Resonanz ist überwältigend. 30 große Zeitungen in verschiedenen Ländern drucken den Artikel nach. Allein in den ersten Wochen melden sich mehr als Tausend interessierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Im Juli 1961 wird beschlossen, die ursprünglich auf ein Jahr angelegte internationale Kampagne in eine feste Organisation zu verwandeln. Am Ende des Jahres gibt es Sektionen in West-Deutschland, Großbritannien, Irland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Schweden, Norwegen, Australien und den USA. Im September 1962 wird auf dem internationalen Treffen in Brügge endgültig der Name “Amnesty International” für die noch junge Organisation festgelegt.
Heute ist Amnesty eine weltweite Bewegung, die in über 150 Ländern vertreten ist. Über sieben Millionen Mitglieder, Unterstützerinnen und Unterstützer sowie Aktivistinnen und Aktivisten setzen sich dafür ein, dass auch 50 Jahre nach Benensons Appell die politischen Gefangenen dieser Welt nicht vergessen werden.